Zahn-Schmerzen durch Zahnzyste / Zahnwurzelzyste?
Was Zahnzysten sind und ihre Symptome
Zysten sind Hohlräume im Gewebe, wie sie sich zum Beispiel aus der Umkapselung von Fremdkörpern oder Geweberesten ergeben. Sie sind mit Ansammlungen von Flüssigkeiten oder breiigem Gewebe gefüllt und von einer Art Haut ausgekleidet, die als Zystenbalg bezeichnet wird.
Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Flüssigkeit sammelt sich in den Gebilden an. Oft entstehen Zysten selbst aus einer Flüssigkeitsansammlung, die nicht aus dem Gewebe abfließen kann. Dieses Szenario kann zum Beispiel in Verbindung mit einem entzündlichen Prozess vorkommen. Bei einer Entzündung stirbt Gewebe ab und wird vom Körper eingekapselt.
Zystenbildungen können so gut wie alle Stellen des Körpers betreffen. Sie kommen so zum Beispiel auch im Kieferraum vor.

Zahnschmerz durch Zahnwurzelzyste?
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Zahnzysten-Symptome
Normalerweise machen Zysten kaum bis überhaupt keine Beschwerden. Im Kieferbereich können sie aber Schmerzen hervorrufen, indem sie auf die Nervenwurzeln der Zähne drücken. Symptomatisch kann dann ein dumpfer Schmerz im Bereich der Zyste oder ein zunehmendes Druckgefühl im gesamten Kiefer sein.
Falls sich im Verlauf ein Infekt der Zyste einstellt, kommt es zu einer akuten Entzündung, die der Patient in der Regel an Schwellungen und pochenden Schmerzen erkennt. Manchmal formt sich in diesem Zusammenhang auch ein Abszess, also eine Eiteransammlung unter den Schleimhäuten aus.
Kieferzysten sind meist Zahnwurzelzysten, die wie alle anderen Zysten aus kiefereigenem Gewebe auch als odontogene Zysten bezeichnet werden. Aufgrund des Wachstums verdrängen die Ansammlungen oft große Teile des umliegenden Gewebes und können im Extremfall eine Deformation der betroffenen Zahnwurzeln oder des gesamten Kiefers verursachen.
Keratozysten, follikuläre und radikuläre Zysten
Die wichtigsten Zahnzysten sind follikuläre und radikuläre sowie Keratozysten im Kieferbereich. Während diese drei Zystenarten unter den Oberbegriff der ondontogenen Zysten fallen, können im Kieferbereich zuweilen aber sogar nicht-ondontogene Zysten auftreten, das heißt solche, die nicht auf Kiefergewebe zurückgehen.
- Follikuläre Zysten im Kiefer: Follikuläre Kieferzysten sind eine Sonderform der ondontogenen Zysten, die auf eine Entwicklungsstörung des Kiefers zurückgeht. Am häufigsten findet sich diese Zahnzystenform im Unterkiefer, wo sie meist die Weisheitszähne betrifft. In diesem Zusammenhang tritt die Zystenart insbesondere dann auf, wenn die Weisheitszähne nicht durchbrechen oder gerade am Durchbrechen sind.
- Radikuläre Zysten im Kiefer: Radikuläre Zysten sind ondontogene und entzündlich bedingte Zahnwurzelzysten. Sie kommen im Oberkiefer häufiger vor, als im unteren Kieferbereich und gehen in der Regel von einem eigentlich toten Zahn aus. In den meisten Fällen sitzen diese Geschwulste an den Wurzelspitzen von Zähnen, deren Nerven in Folge der Entzündung längst abgestorben sind.
- Keratozysten im Kieferbereich: Keratozysten sind eigentlich keine typischen Zysten, sondern gutartige, aber schnell wachsende Tumore. Da sie in ihrem Aussehen Zahnwurzelzysten ähneln, hat sich für die Tumore die Bezeichnung der Keratozyste eingebürgert. In seltenen Fällen entwickelt sich aus einer Keratozyste im späteren Verlauf ein bösartiger Tumor. In der Regel treten Keratozysten im Unterkiefer auf und sind vermutlich die Folge einer frühen Zahnentwicklungsstörung, bei der sich im Kiefer Hohlräume bilden, wo eigentlich Zähne hätten durchbrechen sollen.
- Nicht-ondontogene Zysten im Kiefer: Nicht-ondontogene Kieferzysten bilden sich aus Gewebsresten, die nicht aus dem Kiefer selbst stammen. Die häufigsten Formen dieser Kieferzysten sind Ductus-nasopalatinus-Zysten in der Gaumenmitte und nasolabiale Zysten in Nasennähe.

Zahnfleischentzündung und Zyste am Zahn
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Therapieformen bei Zahnzysten: Zystektomie u.a.
Zahnzysten lassen sich über ein Röngtenbild diagnostizieren. Oft entdeckt der Arzt sie zufällig, weil sie meist lange symptomlos bleiben und der Patient gar nicht aktiv deswegen nach einem » Zahnarzt gesucht hat. Der Arzt stellt durch eine Sensibilitätsprüfung fest, ob der betroffene Zahn bereits abgestorben ist oder eine ursächliche Entwicklungsstörung für die Zyste angenommen werden muss. Ist der betroffene Zahn klopfempfindlich, dann liegt vermutlich eine begleitende Entzündung der Zyste vor. Um Zahnfehlstellungen zu vermeiden, lässt man Zahnzysten in aller Regel minimal-invasiv entfernen. Die Entfernung einer Zyste am Zahn findet ambulant und unter örtlicher Betäubung statt. Falls eine begleitende Entzündung im Kiefer vorliegt, muss diese Entzündung vor dem Eingriff erst abheilen.
- Antibiotikagabe: Die Gabe von Antibiotika ist bei Zahnzysten vor allem in Zusammenhang mit einer begleitenden Entzündung notwendig. Teilweise therapiert der Arzt aber auch entzündungslose Zysten zunächst mit Antibiotikum, da das Medikament Zysten häufig zu einer Rückbildung zwingt. In den meisten Fällen kehren die Zysten nach einiger Zeit aber wieder zurück und sollten spätestens dann operativ entnommen werden.
- Zystektomie: Die Entnahme einer Zyste wird fachsprachlich als Zystektomie bezeichnet. Der Kieferchirurg öffnet dazu den Knochen und schneidet die Zyste komplett aus. Den Hohlraum füllt er bei Bedarf mit Kochenersatzmaterialien. Kleinere Hohlräume lässt er bestehen, weil der Körper sie von selbst verknöchert. Dieses Vorgehen ist für alle Zahnzysten angezeigt, die sich durch Antibiotika nicht zurückbilden. Bei wiedergekehrten Zysten ist die Zystektomie von vorneherein die Therapie der Wahl. (https://www.youtube.com/watch?v=8YEsSg_iTYg)
- Wurzelspitzenresektion: Abhängig von der Ursache des Geschwulsts behandelt der Arzt bei der Zystektomie unter Umständen zusätzlich den betroffenen Zahn. Bei einer radikulären Zyste durchtrennt der Arzt in diesem Zusammenhang normalerweise die Wurzelspitze. Die Wurzelkanäle des betroffenen Zahns müssen dazu bakteriendicht verschlossen sein, damit sich in Folge der Operation keine Entzündungen einstellen. (https://www.youtube.com/watch?v=taGUdwBpBms)
- Zahnentfernung: Im Zuge einer Zystektomie kann unter Umständen die Ursache einer follikulären Zyste mitbehandelt werden. Da follikulären Zysten eine Zahnentwicklungsstörung vorausgeht, wird der betroffene Zahn zur ursächlichen Behandlung dieser Erscheinung in der Regel entfernt.
- Histologie: Das entnommene Zystenmaterial wird bei allen Zahnzysten ins Labor eingeschickt und histologisch untersucht. Wenn eine Keratozyste vorliegt, dann ist die Rückfallrate nach der Zystektomie relativ hoch und wird von einigen Experten auf bis zu 50 Prozent geschätzt. Obgleich das entnommene Kiefermaterial bei allen Zystenformen labortechnisch untersucht wird, um einen Tumor auszuschließen, spielt die Untersuchung für Keratozysten die mit wichtigste Rolle.
- Nachsorge: Alle Kieferzysten bedürfen einer Nachsorge. Dazu zählt die Entnahme der Fäden nach etwa einer Woche nach dem Entfernen der Zyste. Auch die Röngtenkontrolle des operierten Gebiets steht eine Woche nach der Operation an. Alle drei bis sechs Monate lässt der Patient fortan den Kiefer röngten, um eventuell wiederkehrende Zysten so früh wie möglich zu erkennen.
(01.06.2015)
Mehr im Web zu Zysten am Zahn / Kiefer:
- www.zahnaerzteblatt.de/page.php?modul=HTMLPages&pid=1661
- » http://ww.apotheken-umschau.de/Zaehne/Kieferzyste-Ursachen-und-Risiko faktoren-162199_2.htmlhttp://www.zahnbehandlung-ratgeber.de/zahnarzt/weiterbildung.php
- » www.zahnbehandlung-ratgeber.de/zahnarzt/weiterbildung.php