Stiftung Warentest: Zahnzusatzversicherung 2021
91 von 244 Tarifen im Test sind "Sehr gut"
Für die meisten Menschen gilt die Stiftung Warentest (bzw. deren Ableger „Finanztest“) als die Anlaufstelle #1, wenn es um seriöse, unabhängige Tests und Vergleiche geht. Zwar sind die Testdurchführer dort auch nur Menschen und nicht immer fehlerfrei. Aber dennoch gilt für die meisten Verbraucher die Grundsatzmeinung, dass ein „Sehr gut“ von der Stiftung Warentest für ein vertrauenswürdiges, solides, gut geeignetes, fehlerfreies Produkt steht. Ein Produkt, zu dem man ohne viel weitere eigene Recherche mit halbwegs gutem Gewissen greifen kann. Ein Produkt, mit dem man „nicht viel falsch machen kann“.
Insofern verwundert es nicht, wenn die Vergleiche und Noten der Stiftung Warentest sehr viel Aufmerksamkeit bekommen – und das Jahr für Jahr. Denn: Die meisten Testergebnisse sind nach einem Jahr hinfällig, weil Produkte erneuert werden, neue Marktteilnehmer mitspielen und eingeordnet werden wollen, oder letztlich auch preisliche Veränderungen eine Neueinschätzung im Marktspektrum nötig machen.
Das erklärt auch, warum zum Beispiel „Zahnzusatzversicherungen“ von Finanztest regelmäßig (neu) unter die Lupe genommen werden. So zum Beispiel vor wenigen Wochen (wir schreiben April 2021, und das letzte Release der Stiftung Warentest hierzu ist vom 16.03.2021), siehe » https://www.test.de/Zahnzusatzversicherung-im-Test-4730314-0/.

Stiftung Warentest / Finanztest
Zahnzusatzversicherung im Test 2021 - Der Zugriff auf die Vergleichsergebnisse kostet 4 EUR (Screenshot 21.04.2021)
Testergebnisse kostenpflichtig
Wer alle Details und Testergebnisse einsehen will, muss – wie meist – eine Zugangsgebühr von 4 EUR bezahlen. Für die Qualität und den Wert der Leistung ist das allemal fair – finden wir. Und schließlich läppern sich die Beiträge zu einer Zahnversicherung beachtlich über die Jahre und Jahrzehnte – und Leistungen im Schadensfall können um viele Hundert Euro differieren zwischen einem guten Tarif und einem eher schlechten. – Da könnte man meinen – die Finanztest-Leute könnten gut und gern auch 100 EUR verlangen – aber so funktioniert es ja nicht, im Kopf des durchschnittlichen Verbrauchers.
Einige Testergebnisse verraten die Tester auf der Website auch noch vor der Bezahlschranke: Nämlich, dass 91 von 244 Tarifen mit der Bestnote „Sehr gut“ bewertet wurden. So heißt es:
„Zahl der sehr guten Zahn¬zusatz-Tarife gestiegen
Mit den leistungs¬stärksten Tarifen decken gesetzlich Versicherte auch bei teurem Zahn¬ersatz zusammen mit dem Anteil ihrer Krankenkasse 80 bis 100 Prozent der Rechnung. Gegen¬über den Vorgänger¬unter¬suchungen gibt es jetzt noch mehr sehr gute Angebote. Neukunden können also unter vielen leistungs¬starken Tarifen auswählen….“

Zahn-Zusatz-Versicherung
(© Denis Junker / Fotolia)
Was sollte man wissen?
Nötig und sinnvoll sind Zahnzusatzversicherungen (bei GKV-Versicherten) vor allen Dingen, wenn man auf Zahnimplantate angewiesen ist oder diese als Zahnersatz nutzen möchte. Denn diese sind (a) teuer und (b) von den gesetzlichen Krankenkassen in der Regel nicht (oder nur marginal) abgedeckt.
Getestet wird von Stiftung Warentest primär die Abdeckung von Zahnersatz durch die Zusatzversicherungen, und zwar (a) wenn der Patient nur die sogenannte „Regelversorgung“ in Anspruch nimmt, (b) der Patient auf privat zu zahlende Zahnersatzleistungen angewiesen ist bzw. diese nutzen möchte und (c) Inlays und (d) Implantate.
Bei den meisten Versicherungen/Tarifen steigen die Beiträge mit dem Alter. Man sollte sich also nicht nur daran orientieren, ob man z.B. aktuell 40 EUR / Monat für eine Zahnzusatz-Police ausgeben kann und will, sondern ob auch im höheren Alter noch 80 EUR Monatsbeitrag machbar sein werden.
Was zahlt die GKV eigentlich in puncto Zahnersatz?
- Der Leistungskatalog der GKV (gesetzlichen Krankenversicherung) definiert eine sogenannte „Regelversorgung“. Das kann man umgangssprachlich mit „einfachste medizinisch notwendige Lösung“ übersetzen. Kein Schnickschnack, keine Extras, „das billigste vom Billigen“, das aber den medizinisch erforderlichen Zweck erfüllt. Und medizinisch notwendig muss das Ganze auch in jedem Fall sein. Geleistet wird also nicht für ästhetische Aspekte.
- Wer jetzt denkt, dass die (gesetzliche) Krankenkasse diese Einfachstlösung komplett bezahlt, der irrt. Stattdessen gibt es einen „Festzuschuss“ von 60% der Kosten für diese Einfachstlösung. Mit Bonusheft (Nachweis regelmäßiger Zahnarztbesuche) kann dieser „Zuschuss“ auf bis zu 75% steigen. Auf dem Rest bleibt man als GKV’ler aber sitzen, wenn man keine Zahnzusatzversicherung abgeschlossen hat.
- Will also heißen: Selbst wenn man die einfachste/billigste Lösung beim Zahnarzt wählt, muss man trotzdem noch 25-40% der Kosten selbst tragen; es sei denn, man verhindert das » durch den Abschluss einer Zahnzusatzversicherung.
Wo liegen die größten Unterschiede?
- Die Stiftung Warentest weist daraufhin, dass bei Zahnzusatzversicherungen bzw. Zahnersatzversicherungen oft viele kritische Details im Kleingedruckten bzgl. „Implantate“ liegen. Da es sich hierbei um den meist besonders teuren Zahnersatz-Teil handelt, wird in genau diesem Bereich von den Zahnversicherern viel über Ausnahmen und Begrenzungen geregelt. Beispiele: Es gibt nur eine bestimmte Maximalzahl an Implantaten (pro Jahr), die ein Tarif bezahlt. Oder es wird nicht geleistet, wenn das Implantat im Zusammenhang mit vorherigem Knochenaufbau gesetzt wird. Denn nicht immer kann man „einfach so“ ein Zahnimplantat in den Kieferknochen einsetzen. Oft muss erst noch der » Zahnchirurg ran, und es wird eine aufwändige Knochenaufbau-Phase nötig, um dem Implantat genug Halt bieten zu können.
Youtube-Video | SWR Marktcheck: Was die Zahnzusatzversicherung übernehmen muss (youtube.com/watch?v=azUqyp-obTo)
Was sollte man sich vorher überlegen?
- Will man eine "Sorglos-Vollkasko"?
- Braucht man nur eine einfache Zusatzversicherung, welche rein den Eigenanteil einer "Regelversorgung" abdeckt?
- Soll es ein Kompromiss aus "gut und günstig" sein, bei dem aber auch gängige "Extras" beim Zahnersatz weitgehend abgedeckt sind?
Die Stiftung Warentest hat für diese Frage(n) drei Kundentypen definiert und ermöglicht in der Testdatenbank über verschiedene Filter (z.B. „Sehr guter Basisschutz für wenig Geld“) die entsprechende Selektion geeigneter Tarife. (21.04.2021)